Clara Haberkamp (Jahrgang 1989) hat in der deutschen Jazz-Szene nachhaltig Eindruck gemacht.
Ein Klaviertrio zu leiten, gehört zu den Konstanten in Clara Haberkamps Karriere; ihr erstes Trio hat sie 2010 gegründet.
Das Auffälligste an dem neuen Trioalbum „Plateaux“ ist das erstaunliche Spektrum an Stilen und Spielweisen, über die das Trio verfügt. Clara Haberkamp sagt: „Wir spielen auf dem gleichen Fundament und sind in jedem Augenblick bereit, neue Richtungen einzuschlagen. Das erfordert eine hohe Bereitschaft, Risiken einzugehen.“ Der Album-Titel „Plateaux“ ist von einem Buch angeregt, dessen Autoren mit allen Mitteln traditionelle Machtstrukturen und Hierarchien beschrieben und deren Auflösung ermutigt haben: „Milles Plateaux“ von dem Philosophen Gilles Deleuze und dem Psychoanalytiker Félix Guattari, die beide in den 1990er Jahren gestorben sind. Die Welt hat sich seitdem weiter bewegt, und wenn man Haberkamp und den Weichenstellungen ihres Trios folgt, gibt es seitdem bessere Wege des Erfindens und Kommunizierens.
Die Musik auf „Plateaux“ hat alles – von verzwickten Kontrapunkten („Collage“), leidenschaftlich intensiver Lyrik („Enfold me like a poem“), ruhig reflektierten („On a Park Bench“) oder idealisierten Traumlandschaften („Fantasmes“) bis hin zu Momenten, wo die Musik zurückkehrt zu einfachen, gefühlvollen Ausdrucksweisen, die jeden berühren („If You Could Read My Mind“). Und nur wenige Sängerinnen/Pianistinnen wie Shirley Horn haben die Intensität des Zusammenklangs von Klavier und Stimme erreicht, die Haberkamp ihrem eindringlich reharmonisierten „Danny Boy“ gibt – eine willkommene Gelegenheit, für ein einziges Stück zum Gesang zurückzukehren.
«Ich habe mich verändert,» sagt Clara Haberkamp. «Meine role models in der Musik und im Leben sind heute Frauen, die Stärke und Selbstbestimmtheit mit Sensibilität und Empathie verbinden.» Solche Gedanken fügen sich nicht nur in ihre persönliche Entwicklung und ihre Konturen in der europäischen Musik-Szene, sie prägen auch die Art, wie sie spielt und das Trio leitet: Natürlich, eins mit sich und dem Klavier und mit ihrer Rolle als Bandleaderin. Das ermöglicht ihr, aus der Menge der Klaviertrios herauszustechen in einer besonderen und souveränen Art.“
Sebastian Scotney – Übersetzt von Hans-Jürgen Linke
Clara Haberkamp – Piano
Jarle Vespestad – Drums
Oliver Potratz – Bass
VVK 20 € / AK 25 €